Leckeres im Wald
MAZ-Reporterin Nadine Pensold mit ihrer Beute
Quelle: MAZ
Derzeit sprießen Pilze in Hülle und Fülle. Doch welche eignen sich für den Kochtopf? MAZ- Reporterin Nadine Pensold machte sich mit dem Pilzexperten Holger Görlitz auf die Suche nach regionalen Köstlichkeiten. Außerdem empfehlen wir die besten Stellen zum Pilzesammeln.
Königs Wusterhausen/Luckenwalde. Mit einem Messer bewaffnet bin ich noch nie zu einem Termin aufgebrochen. Dieses Mal habe ich keine andere Wahl, schließlich will ich richtig Beute machen. Der Pilzsachverständige Holger Görlitz aus Bestensee nimmt mich mit auf einen Ausflug in die Pilzwelt von Dahmeland-Fläming. Er will mir zeigen, welche schmackhaften Waldbewohner es in unserer Region zu finden gibt. Ich starte recht ahnungslos in dieses Unternehmen. Mein letzter Ausflug in die Pilze liegt mindestens ein Jahrzehnt zurück. Mir fehlte bisher der Mut, auf eigene Faust loszuziehen. Da ist immer das ungute Gefühl, den falschen Pilz zu erwischen. „Ich werde schon Acht geben, dass Sie sich morgen noch wohlfühlen“, beruhigt mich Holger Görlitz. Er sammelt und kocht seit seiner Kindheit Pilze, sein Wissen sprudelt nur so aus ihm heraus, als er mich zum ersten Ziel kutschiert: die alten Kiesgruben bei Niedelehme.
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Nur wenige Meter muss ich mit meinen Gummistiefeln durchs Gras stapfen, dann deute ich stolz auf meinen ersten Fund – eine Familie beiger Pilze reckt mir ihre Köpfe entgegen. Görlitz zieht mich weiter. „Die sind für die Küche nicht zu gebrauchen“, sagt er und mahnt: „Man sollte nur Pilze nehmen, die man genau kennt.“
Die Giftzwerge lasse ich also links liegen, es dauert aber nicht lange, da hat der Experte die erste Beute für mich ausgemacht. Ein Butterpilz – der ist allerdings nicht jedermanns Geschmack und auch nicht jeder Magen verträgt den braunen Pilz, warnt mich Holger Görlitz. Meine Neugier ist dennoch geweckt, ich zücke das Messer und greife nach dem Pilz – und zucke zusammen. Es ist eine glitschige erste Begegnung, der Hut des Butterpilzes zeichnet sich durch seine schleimige Haut aus. Die muss vor dem Verzehr natürlich entfernt werden.
Und weiter geht die Jagd. Langsam schlendern wir den jungen Kiefernbestand ab, plötzlich hält Holger Görlitz an. Er hat einen Edelreizker entdeckt. Eine wahre Delikatesse, erklärt er mir. „Die sollte man auf keinen Fall stehen lassen.“ Ich habe von dem orangefarbenen Pilz zwar noch nie gehört, fange aber sofort an, einige davon in meinen Korb zu packen – später am Abend werde ich wissen, warum die Pilzfans von dieser Sorte schwärmen.
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Dahmeland-Fläming hat aber noch ganz andere Köstlichkeiten zu bieten. Um sie zu entdecken, fahren wir in die Nähe von Wünsdorf. Auf den Heideflächen hinter der Waldstadt tummeln sich die Rotkappen, weiß Holger Görlitz aus jahrelanger Erfahrung. Es steht uns dennoch eine lange Suche bevor. Dieses Mal waren andere Sammler schneller als wir. Kaum ein essbarer Pilz findet sich auf dem Areal. Dann deutet mein Begleiter auf den Boden. „Ein Steinpilz!“, freue ich mich. Und habe tatsächlich einmal recht. Allerdings ist dieses Exemplar schon etwas älter. „Man sollte nur jugendliche Pilze mitnehmen“, rät Görlitz. Sonst kann man sich auch mit einem eigentlich essbaren Pilz ordentlich den Magen verderben. Zum Glück warten noch andere Steinpilze auf der Wiese auf mich. Eifrig sammle ich sie ein und freue mich über mein Sammelglück. „Der Spaßfaktor ist bei den Steinpilzen am größten“, bestätigt mir auch der Fachmann. Er ist aber weiter auf der Pirsch. Zügig läuft er durchs Gestrüpp, ich versuche Schritt zu halten. Dann hat der 52-Jährige endlich eine Rotkappe zwischen den Bäumen entdeckt. „Es kann gut sein, dass das die letzte für dieses Jahr gewesen ist“, sagt der 52-Jährige, das Abschneiden des Pilzes darf dennoch ich übernehmen. Mittlerweile habe ich so einiges in meinem Korb zusammenbekommen, auch einige Maronen, einen Birkenpilz und Boviste habe ich ergattern können.
2,5 Kilo wiegt der Korb am Ende unserer Tour, deren letzte Station das Ufer des Oderiner Sees ist. Dort zeigt mir Holger Görlitz noch eine echte Rarität. „Die meisten sind froh, wenn sie das einmal im Jahr finden“, sagt er und stellt mir damit die „Krause Glucke“ vor. Ich bin irritiert, das Gewächs ähnelt eher einer Koralle als einem Speisepilz. Aber ich vertraue dem Pilzesammler und lege die Kostbarkeit in meinen Korb.
Rund 20 Pilzsorten hat mir Holger Görlitz an diesem Nachmittag gezeigt. Maronen und Steinpilze konnte ich zum Glück meist einwandfrei bestimmen. Dennoch habe ich Respekt vor dem Pilzsammeln. Allein traue ich mich noch nicht auf die Jagd.
Von Nadine Pensold
MAZ